Mein erster Marathon steht an. Das macht mich wohl zu Marathon-Mum. Aber wie passt ein Trainingsplan zwischen Familie und Arbeit? Wie viel muss ich pro Woche wirklich laufen? Was esse ich vor, während und nach dem Training? Was ziehe ich an? Was kostet der „Spaß“? Wie bitteschön soll der Beckenboden 42,195 Kilometer lang halten? Und warum zur Hölle tue ich mir das überhaupt an? – Um all diese Fragen geht es in meinem Lauftagebuch für alle, die sich für Marathon auf mittlerem Niveau interessieren – vor allem für Mütter.
Mein erster Marathon: Die Anmeldung
Ich laufe schon lange. Regelmäßig, unprofessionell und ohne Ziel. Die Läufe gleiche ich mit Chips und Rotwein aus. Als Mutter gerät man schnell in den Verdacht, sich nicht um seine Kinder zu kümmern, wenn man zu gut in Form ist. Das möchte ich natürlich nicht. Aber wie die Garagenband von einem Plattenvertrag träumt, träume ich als Hobbyläuferin von einem Marathon. Betonung auf einem. Nicht auf Marathon.
Ich habe eine Startnummer für den Rhein-Ruhr-Marathon. Stand heute bleiben mir drei Monate und 19 Tage Trainingszeit, um mit 42 Jahren 42 Kilometer zu überleben.
Wer schonmal mit einem Marathonläufer gesprochen hat, der weiß: Laufen ist kein Hobby. Laufen ist eine Wissenschaft. Marathonläufer sind die Veganer unter den Sportlern: Auch wenn niemand danach fragt, sie werden berichten. Wie viel besser es ihnen geht. Dass es gar nicht so schwierig ist und sich super in den Alltag integrieren lässt – wenn man nur will.
Und ich will.
Die Vorbereitung
Vorbereitung ist alles. Deshalb widme ich mich zunächst der Theorie. Draußen ist irgendein laufungeeignetes Wetter. Gerade weht wieder eine Schneeflocke an meinem Fenster vorbei. Eindeutig zu gefährlich sich rauszuwagen, vor allem, wenn man – wie ich – Großes vorhat. Nicht, dass ich von einem Ast erschlagen werde oder in einer Pfütze ausrutsche und mir einen Bänderriss hole, bevor ich überhaupt angefangen habe, zu trainieren.
Ich schlage mein Lehrbuch auf. Das große Buch vom Marathon von Hubert Beck, überarbeitete Neuauflage von 2015. Fast so alt wie meine kleine Tochter. Dass Eliud Kipchoge aus Kenia seitdem seinen Weltrekord ein paar Mal verbessert hat, nämlich auf aktuell zwei Stunden eine Minute und neun Sekunden, steht da also nicht drin. 2015 kroch er noch in zwei Stunden und vier Minuten über die Ziellinie. Vielleicht kommt er im Mai auch nach Duisburg. Dann könnte er mit meinen Klamotten im Ziel auf mich warten. Frisch geduscht, gut erholt nach Massage und Nickerchen. Er könnte uns was zu Essen holen, ach was, kochen. Sich ein bisschen Industriekultur ansehen und dann wäre ich ja auch schon da.
Marathon als Morgenroutine
„Die meisten Berufstätigen Menschen arbeiten und schlafen jeweils 8 Stunden täglich. Somit bleiben ca. 8 Stunden Freizeit am Tag, am Wochenende sind es sogar 16 Stunden Freizeit pro Tag. Jeder Berufstätige verfügt daher über ausreichend Freizeit, um ein Marathon-Training zu absolvieren.“ (Beck 2015: 12). Da steht es, schwarz auf weiß. Man muss es nur wollen. Was habe ich überhaupt mit dieser endlosen Freizeit gemacht bisher? Wieso ist Marathon-Training nicht die Morgenroutine jeder durchschnittlichen Working-Mum? Und da steht ja auch nichts von acht Stunden Schlaf am Stück. Was habe ich in den Jahren gemacht, in denen Eliud Kipchoge eine Bestzeit nach der anderen lief? Zwei Kinder erfolgreich durch die Kita-Zeit bis hin zur Einschulung an der örtlichen Grundschule geführt, dass hätte ich vorzuweisen. Eine hat sogar schon den Grundschulabschluss und beide Seepferdchen.
Bei der Anmeldung habe ich als Zielzeit vier Stunden und 15 Minuten angegeben. Stand heute eine Utopie. Und wenn der beste Marathonläufer der Welt in jahrelangem Training seine Bestzeit um nicht einmal drei Minuten verbessern kann – was kann ich als Hobbyläuferin in drei Monaten aus mir herausholen?
Erster Marathon – erste Anschaffung
Was bei der Vorbereitung helfen soll, das habe ich beim Querlesen der Fachliteratur sofort durchblickt, ist eine Pulsuhr. Ich schmeiße mich aufs Bett, nehme mein Telefon aus der Jogginghosentasche und mache das, was man heutzutage recherchieren nennt. Nach kurzem googeln entscheide ich mich allein aus optischen Gründen für ein Modell, das den Puls am Handgelenk misst, ohne lästigen Brustgurt. Niederschwellig muss das Angebot sein, deshalb ist auch Laufen mein Hobby geworden. Alles, wofür man Geräte braucht oder aufwendiges Equipment ist mir zu viel und ich werde wohl niemals Golf, Segeln oder gar Nordic Walking betreiben. Mein erstes richtiges Marathonzubehör ist eine Pulsuhr. Rosa Armband, schwarzes Ziffernblatt mit Goldrand. Es kann losgehen.
Anmeldung Rhein-Ruhr-Marathon: 60 Euro
Pulsuhr: 139 Euro
Bisheriges Investment: 199 Euro
Noch 3 Monate und 19 Tage
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