Wer kennt das Problem nicht: Der Kleiderschrank ist voll aber man findet nichts passendes zum Anziehen?
Richtig, ein Mann. Auch mein Mann hat dieses Problem lange verkannt.
Bis jetzt. Denn er musste das Baby anziehen.
Ausbildungswoche 3 – Lektion 2: Zieh das Baby an!
Aufgabenstellung: Suche einigermaßen zueinander passende Babyklamotten für einen warmen Tag heraus. Ziehe sie dem Baby an.
Individuelle Förderung wird in meinem Ausbildungsbetrieb groß geschrieben. Der Papazubi wird nach seinen persönlichen Stärken und Schwächen gefordert und gefördert.
Seine sieben Monate als Papraktikant haben gezeigt: In Sachen Mode und Styling gibt es Förderungesbedarf.
Denn er hat es schon einmal vergeigt.
Eines schönen Tages führte der Papa seine Tochter zu den Großeltern aus. Ich hatte extra einen besonders schönen Strampler herausgelegt.
Er zog sie an und verschwand, ohne das Baby von mir freigeben zu lassen.
Als sie zurückkehrten, sah meine Tochter seltsam aus. Ihr Kopf war um 180 Grad gedreht!
Aber sie trug nur den Strampler falschherum. Keiner hat es gemerkt. Auch nicht die Großeltern. Dem Baby war es wohl egal, wie es aussah. Da kriegt man schon ein Mädchen und dann sowas.
Doch wie konnte das passieren?
Der Strampler wies einige Merkmale auf, die auf die Tragerichtung schließen ließen:
Einen Kragen. Einen babytypischen Aufdruck. Eine horizontale und eine vertikale Knopfleiste, die das Hinterteil stark betonen. Vorgeformte Fußteile.
Doch all diese Hinweise hat der Papa ignoriert und das Kind falschherum in den Strampler gestopft.
Daher war die Anzieh-Aufgabe eine besondere Herausforderung.
Jetzt steht der Papa mit richtigrum gewindeltem Baby auf dem Arm vorm Kleiderschrank und brüllt: „Was ist das alles? Was zieht sie denn an?“
Ich darf laut Ausbildungsvertrag nur bei akuter Gefahr für Leib und Leben des Babys eingreifen. Also muss er selbst drauf kommen. Er wühlt einhändig im Schrank und fördert zu Tage:
Einen grün-blau gestreiften Body, gelbe Söckchen mit weißen Punkten, eine rosa-rot-gemusterte Hose mit Marienkäfermotiven, ein bunt geblümtes T-Shirt, eine rote Mütze mit weißen Herzchen.
Ist das schon Gefahr im Verzug?
Nein, Babys Freunde sind noch im gleichen Alter und machen sich ebenfalls nichts aus Babymode. Die Großeltern finden sie immer süß (siehe Strampler oben).
Also sag ich: „Ja, das ist dem Wetter angemessene Kleidung.“
Von modischen Fauxpas mal abgesehen macht er seine Sache ganz gut.
Ich bastle ihm aber lieber so einen Button, wie ihn Supermarktazubis oft tragen: „Papazubi – Ich lerne noch!“
*lach* einen Strampler verkehrt herum anziehen? Das kann auch nur ein Papa schaffen 😉
Vielleicht stellt ihr einfach die Garderobe um auf Baggy-Strampler und Bandshirts, da passiert so was sicher nicht 🙂
Hauptsache das Kind hat was an 🙂 Sympathie und Daumen hoch für den Azubi!