Corona-Chroniken: Zehn Erkenntnisse aus dem Home Office mit Kindern

Hätten Eltern ihren absoluten Albtraum beschreiben müssen, er sähe so aus: Die Kita hat zu. Die Schule auch. Du bist mit deinen kleinen Kindern allein zu Hause. Das Wetter ist mies. Die Spielplätze sind aber ohnehin abgesperrt. Die Großeltern dürft ihr nicht besuchen. Die Freunde nicht. Nein, auch nicht die Nachbarn. Auch nicht draußen treffen, nein, nein nein. Sportvereine? Natürlich zu. Café? Restaurant? Zu! Du sehnst dich nach einem Nachmittag im Indoorspielplatz? Leider zu. Dein Partner ist übrigens auch zu Hause, wenn du einen hast.
Die. Ganze. Zeit.

Unterricht bitte selbst übernehmen, danke.

Das klingt erstmal nach einem ganz normalen verregneten Nordseeurlaub. Aber hier kommt die Challenge: Das Szenario ist nicht nach zwei Wochen vorbei. Ihr müsst die Endreinigung selbst übernehmen. Und: Du und Dein Partner müsst entweder:
a) trotzdem weiter zur Arbeit gehen
b) von zu Hause arbeiten oder
c) seht euren Job in Gefahr.

Ach ja, den Unterricht bitte auch selbst übernehmen, falls ihr ein Schulkind habt. Versteht sich ja von selbst. Danke und viel Spaß.

Das Schöne am Home Office mit Kindern: Man bekommt zwischendurch immer einen kleinen Blumengruß zugesteckt.

Immerhin: Das Wetter ist schön

Das klingt sehr konstruiert und ich habe zu Veranschaulichung etwas übertrieben: Das Wetter war gar nicht mies in den drei Jahren von März bis Mai 2020. Diese Zeit, in der uns klar wurde: Corona wird nie mehr einfach nur das Bier sein, in das wir eine Limettenscheibe gestopft haben, um uns unsere Zwanziger schön zu trinken.

April 2020: Das Wetter ist schön und die Spielplätze verwaist. In den Home Office Pausen müssen die Kinder trotzdem gelüftet werden.

Zehn Erkenntnisse aus dem Home Office mit Kindern

Ich will gar nicht meckern. Wir sind sehr privilegiert in diese Ausnahmesituation gestartet, denn wir hatten den Vorratsschrank voll mit Toilettenpapier. Natürlich hat diese Zwangspause auch schöne Seiten. Aber die kommen wohl in einem späteren Kapitel. Erstmal gibt es nur zehn ernüchternde Erkenntnisse auch drölfzigtausend Wochen Co-Working-Space mit einer Erstklässlerin:

  1. Kinder haben 723 verschiedene Arten, „MAMA!“ zu rufen.
  2. Sie rufen es nie, wenn du in der Telko dein Mikrofon auf stumm geschaltet hast.
  3. Kinder können den Moment riechen, in dem du etwas zur Telko beitragen möchtest.
  4. Deine WhatsApp-Kontakte basteln immer mehr als du selbst.
  5. Einer hat Hunger.
  6. Die Waschmaschine ist fertig.
  7. Der für die erste Woche geschriebene Essensplan ist nur für Instagram. Jedes Gericht ist ein Codewort für „Spaghetti mit Tomatensauce“.
  8. Zwischen einem motivierenden „Du schaffst das! Das Lesen klappt schon richtig gut. Weiter so!“, und einem verzweifelt schnaubenden: „Guck mal genauer hin! Wo siehst du denn da ein ‚Gö‘? Das ist eindeutig ein ‚Kö‘!“, liegen drei Seiten im Deutschbuch erste Klasse.
  9. Zwischen einem motivierten „Eine Folge Sendung mit der Maus. Dann machen wir eine schöne Fahrradtour“, und einem müden: „Klar könnt ihr auch noch die achte Staffel Barbies Dreamhouse gucken“, liegen drei Wochen der häuslichen Isolation.
  10. Jeden Tag wird es eine Viertelstunde eher Zeit für ein Glas Wein.

Natürlich steckt in der Krise immer eine Chance.
Wir können sie zum Beispiel nutzen, um unseren Fokus zu schärfen, unsere innere Mitte zu finden und äußere Einflüsse auszublenden. Ooohmm.
Das gibt neues Selbstvertrauen: Wer es schafft, im Home Office mit Kindern an Telefonkonferenzen teilzunehmen und Texte abzuliefern, derweil eine als Prinzessin Elsa von Arendelle verkleidete singende Fünfjährige an der Strickleiter kopfüber vom Hochbett baumelt und im Nebenzimmer das kleine Einmaleins gebrüllt wird, der traut sich danach auch zu, während einer Zombie-Apokalypse eine Bombe zu entschärfen. Allerdings sind alle Zombie-Apokalypsen vorerst abgesagt. In Nordrhein-Westfalen noch bis einschließlich 3. Mai. Bis dahin trainieren wir weiter.

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