Richtig – die Doppelbelastung!
Oder ist das dann nur eine doppelte Teilbelastung?
Egal – Arbeit ist Arbeit und Kind ist Kind. Und zusammen soll es die Hölle sein. Bislang habe ich weder meine Arbeit noch meine Tochter für sich genommen als Einzelbelastung empfunden. Zumindest nicht immer. Aber an einen Satz aus der Uni erinnere ich mich noch: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Gin wirkt ja auch erst mit Tonic belastend – oder war es andersrum?
Wir tasten uns erstmal langsam ran ans Belastetsein. Langfristig soll das Projekt Baby aus einer doppelten Teilbelastung in eine doppelte Doppelbelastung münden: doppelbelastete working mum + doppelbelasteter working dad = vierfachbelastete working parents? Oder zählt das Kind dann pro arbeitendem Elternteil nur halbbelastend? Sind arbeitende Väter gar von der Belastungsrechnung gestrichen? „Working dad“ ist mir als Fachterminus jedenfalls noch nicht untergekommen.
Leider blieb wenig Zeit für Belastungspilosophie, denn urplötzlich brach der Tag an, an dem ich mich an meinen Arbeitsplatz begeben und das Kind in der Obhut seines Vaters lassen sollte.
Jetzt muss ich meine Tochter ihrem Schicksal in Gestalt ihres Vaters überlassen. Gut – wir hatten ja die so genannten „Partnermonate“. Papa war ein paar Wochen zu Hause und hat kleinere Elternaufgaben und väterliche Hilfstätigkeiten erledigt. Aber alles unter meiner Aufsicht.
Also muss ich mich mit einem Kinderbild auf dem Schreibtisch und gelgentlichen (also stündlichen) Kontrollanrufen begnügen.
Jeden Morgen lungere ich sicherheitshalber noch zehn bis 30 Minuten vor der Wohnungstür rum, um bei ihrem Schreien schnell nochmal mütterlichen Trost spenden zu können Aber der Papa scheint ihr entweder immer den Mund zu zuhalten oder sie zu betäuben.
Immerhin scheint sie mich wiederzuerkennen und sich sogar zu freuen wenn ich heim komme. Gestern war sie besonders gut gelaunt. Als ich reinkam, ist sie geradezu ausgeflippt. Doch schnell wurde mir klar: Ihre Freude galt nicht mir. Sondern dem klimpernden Haustürschlüssel in meiner Hand. Eine wahre Belastung fürs Mutterherz.