Der erste Schritt in die Meilensteinzeit

Rund um den ersten Geburtstag ist Meilensteinzeit.

Im ersten Lebensjahr konnte das Kind noch unbehelligt rumgammeln. Aber jetzt steigt der Druck. Langsam muss es mal ein paar menschentypische Fähigkeiten vorweisen. Läuft es schon? Spricht es schon? Und wenn ja – wie weit und welche Sprachen?

Im obligatorischen Babyalbum kann man eintragen, wann das Kind welches Wort zum Erstwort erkoren und fehlerfrei ausgesprochen hat. Die meisten Eltern können dort stolz „Mama“ oder „Papa“ eintragen. Sie müssen sich aber eingestehen, dass das nicht besonders kreativ ist. Wir haben es auch versucht, aber den Wettbewerb ums erstgenannte Elternteil beide verloren. Auch zu weniger gängigen Erstwörtern wir „Katze“ oder „Gitarre“ ließ unsere Tochter sich nicht ermutigen.

Ihr erstes Wort war „Nein“.

Sollte ich also „Nein“ als erstes Babywort ins Dokumentationsheft eintragen? Nein!

Lässt das Rückschlüsse auf einen zu autoritären Erziehungsstil zu?

Ein an mich gerichtetes „Mama“ wäre zwar schnöde, aber schon schön. Doch wenn unsere Tochter auf die von allen Seiten auf sie einprasselnden Aufforderungen „Sag‘ mal Mama!“ und „Sag‘ mal Papa!“ energisch den Kopf schüttelt und „nein-nein-nein“ sagt, verleiht ihr das ein bisschen die Aura einer coolen Rebellin.

Ich lasse das Feld nochmal frei.

Auch der erste Schritt kann von mir aus noch warten.

Denn das Baby sorgt für ein nicht gerade rückenschonendes aber effektives Alltagsworkout.

Wenn man jeden Weg zum Auto und jede Treppenstufe mit zehn Kilo Zusatzgepäck bewältigt, gibt das ordentlich Weight-Watchers-Extrapunkte. Die kann Mutti gar nicht alle verballern. Hier und da muss man mal einen angelutschten Butterkeks verwerten. Aber der schafft den Weg auf die Hüften gar nicht, weil die sich jeden Nachmittag kind-auf-bobbycar-schiebend um den Wohnzimmertisch schaukeln müssen. Denn wird das Kind nicht getragen, wird es rumgefahren. Oder es krabbelt weg und Mutti muss hinterher.

Irgendwann läuft jedes Kind, hab ich gehört. Auch bei unserem deutet einiges darauf hin, denn es zieht sich dauernd an Tisch-, Stuhl- und Erwachsenenbeinen hoch und tapst an Sofas und Couchtischen entlang. Dieser verdammte Meilenstein kommt langsam in Sichtweite.

Abends, wenn das Kind friedlich von seinen ersten Laufschuhen träumt, probiere ich aus, was im Alltag praktikabler ist: Zehn Milchtüten, zwei Partyfässchen Bier oder einen Sack Katzenstreu permanent mit mir rumzuschleppen. Bisher habe ich die Lösung noch nicht gefunden, denn nichts von alledem sitzt so gut auf der Hüfte wie ein kleines Kind.

2 thoughts on “Der erste Schritt in die Meilensteinzeit

  1. Hi,
    bereits bei Satz zwei musste ich breit grinsen – „unbehelligt rumgammeln“ im ersten Lebensjahr – so isses! Wir versuchen gerade, dem Nachwuchs als erstes Wort „Realenzyklopädie“ schmackhaft zu machen. Damit ließe sich hervorragend angeben. Erfolg: mäßig mit starkem Drall zur Null. Klingt eher wie „Buabh“. Leider.

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    Herzlich
    Anne
    PS: Du kannst die Info gern an andere Schreibwütige weiterleiten!

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