Neulich bekam ich eine Nachricht. Meine liebe Freundin aus Berlin schrieb mir plötzlich: „Sag mal, was kostet eigentlich so ein Kind?“
Ich wollte schon das Baby, mich und alkoholfreien Sekt in den ICE packen, um auf den frisch gezeugten Nachwuchs anzustoßen. Aber zu früh gefreut. Sie plant nur. Wenn es um Kinder geht, fangen ja plötzlich alle an, ganz genau zu planen und zu rechnen. Selbst Menschen, die sonst eher spontan und unberechenbar handeln. Wie meine Freundin.
Ich konnte auf die Kostenfrage so ungeplant keine befriedigende Antwort geben.
Nur, dass das Kind an sich erstmal umsonst ist. Aber das wusste sie schon. Dann kommt es noch darauf an, ob man den werten Nachwuchs im Gebraucht-, Mittelklasse- oder „Ich-hab-ein-Kind-und-kanns’s-mir-leisten-(auch-die-Ausbildung)“-Kinderwagen durch die Gegend schieben will. Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Glücklichkeitsgrad einer Kindheit und Kinderwagenklasse herstellen, sind mir nicht bekannt. Babys hört man leider auch aus teuren Wagen schreien, zumindest aus den legal erhältlichen. Es sei denn, die Nanny schiebt.
Bisher haben wir die Babykosten nicht aufgeschlüsselt. Aber eins ist klar: Wenn wir nicht die Großelternarmada im Rücken (und im Nacken) hätten, trüge unser Kind weniger Kleidung, für die massenhaft arme Kuschelteddys aus Knopf-im-Ohr-Haltung geschlachtet wurden.
Ich wollte mir Gedanken zu der Kostenfrage machen und meine Freundin dann anrufen. Das war vor zwei Wochen. Denn ein Kind kostet vor allem: Zeit.
Früher haben wir auch werktags einfach mal den Wecker ein paar Minuten vertröstet. Aber jetzt sind sind wir nur noch Eltern. Die unterwürfige Hühnerschar eines sehr dominanten Leithahns namens Baby. Nur dass ein anständiger Hahn seine Hühner erst weckt, wenn die Sonne aufgeht. Das Baby ist immer schneller als der Wecker – egal für welche Uhrzeit man ihn stellt. Und es hat keine Snooze-Taste.
Sobald es kräht, beginnt für alle der Tag. Unter der Woche ist das gar nicht so schlimm. Ein Wochentag ist perfekt durchgetaktet: Die Wohnung verwüsten, indem zwei Erwachsene sich und ein Kleinkind für den Tag rüsten. Kind im Kindergarten abliefern. Arbeiten. Kurz nach Hause und die Morgenverwüstung entwüsten. Kind abholen. Haushaltskram erledigen, während das Kind den Verwüstungszustand wieder herstellt. Sich Dinge vornehmen, die man tun wird, wenn das Baby schläft. Diese Dinge liegen lassen während man auf der Couch einschläft.
Leider weiß das Baby die Bedeutung eines Samstags oder Sonntags noch nicht so sehr zu schätzen. Wenn der Papa mir an einem Freitag Abend das zweite Glas Rotwein einschenkt, bin ich entweder schon eingeschlafen oder weiß, dass sich das am nächsten Morgen bitter rächen wird. Beim Samstagsdienst am Baby treffe ich die Miteltern aus der Nachbarschaft im Supermarkt. Da geht man hin, obwohl man nichts einkaufen muss. Einfach, um die Zeit rumzukriegen. Wir prosten uns verstohlen mit Coffee-to-go-Bechern und müden aber verständnisvollen Blicken zu. Der ausgeschlafene Nachwuchs bestaunt die Auslage. Leider macht der Supermarkt erst um 8 Uhr auf. Vorher gehen wir noch zum Markt und helfen beim Aufbau.
Während das Kind den Händlern beim Standaufbau zuguckt und als treuer Fan von allen in die Wangen gekniffen wird, hätte ich Zeit für Freundinnen-Telefonate! Nächsten Samstag, 6:30 Uhr! Ich ruf dich an!
Mit drei Monaten bin ich noch ziemlich frisch dabei. Aber genau so ist es! Und wie schön, dass du die Kosten mit „Zeit“ auf den Punkt bringst!
Hmmm… über die Kosten habe ich mir ehrlich gesagt auch noch wenig Gedanken gemacht. Ich denke nur intensiv darüber nach, sobald eine neue Anschaffung im Raum steht – wie jetzt der Reboarder, den wir uns ne Weile zusammen gespart haben. Ansonsten haben wir bisher schon sehr viel investiert, und das, obwohl wir gebrauchtes und neues kaufen. Keine Ahnung… #weissnicht
Ich sehe es aber positiv: sollte mal ein zweites Murkelchen kommen, ist das viiiiiiel günstiger 😀
Da helfen nur weitere Kinder! 🙂
Zeit und Nerven sind die schlimmsten.
Zum Glück hat man dann weder das eine noch das andere, um den Verdienst- und Rentenausfall der Person auszurechnen, die beruflich kürzer tritt. Dagegen war unser Kinderwagen ein Schnäppchen.