Wenn meine Tochter diese beiden Worte spricht, gefriert mir das Blut in den Adern.
Diese Worte kommen direkt aus der Muttihölle.
Sie lauten: „Hier, Mama!“
Seitdem Anna sprechen kann weiß ich: Ein „Hier, Mama“ verheißt nie etwas Gutes. Wirklich nie.
Ein echtes „Hier, Mama“ kommt aus dem Hinterhalt: Wenn ich Auto fahre und Anna im Kindersitz hinter mir sitzt. Wenn ich mit dem Rücken zu ihr stehe, weil ich koche, mich mit erwachsenen Menschen unterhalte oder heimlich ihr Bonbonglas plündere.
Zu einem „Hier, Mama“ gehören immer eine oder zwei ausgesreckte Kinderhände. „Hier, Mama“ sagt Anna nur, wenn sie etwas gefunden hat, das sie schnell wieder loswerden will. Etwas, das sie stört, etwas, das sie eigentlich nicht haben darf oder nicht mehr haben will. Etwas, von dem sie nicht weiß, wohin damit. Also muss es zu Mama.
Die Top Ten der „Hier, Mamas“
- Popel (der Klassiker)
- Bananenschale (rechte Hand) und halbe angelutschte Banane (linke Hand)
- Selbst ausgezogene Windel
- Zerdötschter Lippenstift oder leere Cremedose (Wo der Inhalt ist, ist allen Eltern klar. Und dass es der teure Lippenstift war auch)
- Sand, Kiesel, Blätter, Stöcke, Gras, im Kleid oder T-Shirt gesammelt, die zeitgleich mit dem „Hier“ der Mama auf die Schuhe gegekippt werden
- Katze, am Schwanz hochhaltend
- Das große Brotmesser (es sieht besonders gruselig aus, wenn sie mir das Messer mit einer Hand entgegenstreckt und dabei ihre langen Haare ihr Gesicht verdecken. Und nein, natürlich kann ich mir auch nicht erklären, wo sie das her hat)
- Zerkaute Essensreste, liebevoll auf der Kinderhandfläche angerichtet
- Mit Kleister eingeschmiertes Blatt Papier (tropfend)
- Kleine Schwester, an einem Arm und einem Bein hinter sich her ziehend