Im Poolnudeltunnel

Es herrschen tropische Temperaturen.
Die Luftfeuchtigkeit liegt bei gut 90 Prozent.
Es müffelt dezent nach Babykacke.
Richtig. Wir sind beim Babyschwimmen.

Samstags – daher fällt dies wohl in allen Familien in den Zuständigkeitsbereich des Vaters. Im 34 Grad warmen Wasser tummeln sich 10 Männer der Kategorie Spätzeuger mit ihren Babys. Am Beckenrand stehen die dazugehörigen Mütter und und schauen sich das Treiben durch die Kameralinse an.

Keiner der gestandenen Herren scheint sich komisch dabei vorzukommen, das Lied vom Karussell zu singen. Als seien sie im Fußballstadion schmettern sie inbrünstig: „Auf der grüünen Wiiieese steht ein Karussell. Manchmal dreht es laaangsaaam und dann wieder schnell.“ Dabei bewegen sie ihre Lippen sehr übertrieben auf und ab und die Kinder mehr oder weniger rhythmisch hin und her.

Meine Sorge gilt dieser Schwimmwindel. Die ist schon dünn. Hält die denn wirklich was aus? Memo an mich: Bei der Haftpflicht anrufen, ob die zahlt wenn wegen der undichten Schwimmwindel unserer Tochter Poolwasser ausgetauscht werden muss.

Doch das Risiko müssen wir eingehen, denn Babyschwimmen ist gut für alles: „Im Babyschwimmen wird spielerisch die Erfahrung im Element Wasser gemacht! Es soll nichts lernen müssen, sondern Spaß mit den Eltern und den anderen Kindern im Wasser haben. Die körperliche Entwicklung wird durch die Wassererfahrung positiv beeinflusst“, dies und alles (wirklich alles) andere zum Thema ist nachzulesen auf babyschwimmen.de.

Spaß haben die Kinder. Und wenn man sich einmal an den Geruch gewöhnt hat, ist es einfach herz-er-grei-fend süß anzuschauen.

Während die Kinder im Wasser bunten Bällen hinterherjagen, durch Poolnudeltunnel schwimmen bzw. geschwommen werden und die Väter Wildwasserkanäle simulieren, kommen die Muttis ins Gespräch.

Klar, im Schwimmbad wird verglichen. Erbarmungslos. Wessen Baby macht in der Schwimmwindel die beste Figur? Bei wem zeichnet sich gar ein van-Almisck-sches Talent ab?

Unsere Tochter tritt dem nassen Element zwar mittlerweile unerschrocken gegenüber. Nach drei Monaten Babyschwimmen ist sie aber nicht unbedingt sportlicher geworden. Sie sieht eher aus, als sauge sie das Wasser auf und speichere es in ihrem Körper ab.

Passend fragt eine besorgte Mitmutti, ob wir Angst hätten, dass der Vater die Kleine nicht halten könne? „Was? Ach so – nein. Meine Tochter hat keine Schwimmflügel an, das sind ihre Arme.“

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