Kristina Schröder, Bundesfamilienministerin a.D. in spe, möchte mehr Zeit für ihre Tochter Lotte haben. Oft wird ja gemunkelt, dass Frauen sich am liebsten eine Familienauszeit nehmen, wenn es beruflich grad nicht ganz so rund läuft. Frau Schröder fährt also jetzt ihre Arbeitszeit für die Familie runter auf „nur noch“ Bundestag, nicht das mit dem Ministerium.
Einen Kitaplatz hat sie auch. Betreuungsgeld gibt’s für Lotte daher leider nicht. Aber das ist ja diese ominöse Wahlfreiheit, die Frau Schröder erreichen wollte. Für alle. Aber für sich selbst ist ja schonmal ein Anfang.
Echte Wahlfreiheit wäre ja, wenn einfach für jeden neuen Menschen ein kleines Kindergartenstühlchen freigehalten würde, bis die Eltern es draufsetzen wollen. Auch wenn die Mutter Zuhause bleibt. Oder der Vater. Oder die andere Mama. Und der Zuhausebleiber kann vormittags mal den Staubsauger durch die Wohnung ziehen, ohne dass ein Kind mitfährt. Das wäre Wahlfreiheit – oder schlicht: Freiheit.
Neulich war Brückentag. Das war komisch. Denn das Kind war im Kindergarten und wir hatten Freizeit. Als erstes haben wir bei einem Sektfrühstück auf unseren Kitaplatz angestoßen. Wir kamen uns vor, wie Lottogewinner. Welch ein Luxus, diese Wahlfreiheit. Vor allem am Brückentag. Darauf noch ein Gläschen.
Bis wir einen Kitaplatz bekommen haben, dachte ich, nur Frauen mit schönen Alliterationsnamen wie Marissa Mayer, Alessandra Ambrosio oder Kristina geb. Köhler finden eine Lösung für das Nachwuchsbetreuungsproblem. Wenn man mal auf einem ledernen Drehsessel über eine Vorstandsetagenflur rollen möchte, kriegt man das mit der Betreuung gut hin. Wenn man keinen Schulabschluss hat auch. Dann darf man Zuhause bleiben, ohne dass es jemand komisch findet. Alle zwischen Prekariat und DAX-Vorstand müssen mit harten Bandagen um einen Kitaplatz kämpfen oder sich eine gute Ausrede einfallen lassen, wenn sie den gar nicht haben wollen.
Ich hörte von Jungmüttern, die die Elternzeit sehr kreativ werden. Hauptsächlich, um selbstgebastelte Weihnachtskarten an alle Kitas im näheren und weiteren Umkreis zu schreiben oder Bio-Karotten-Kuchen für jedes Kindergartenfest zu backen. Sie schleimen sich ein, um sich irgendwie von der Masse der Kitaplatzbewerber abzuheben. Vielleicht entwickelt RTL2 daraus ein Casting-Format? Für den Vormittag. Die Zielgruppe ist ja Zuhause.
Toller Artikel!
Auch bei mir war’s ein Kampf bis zum KiTa-Platz. Letzten Endes hätte ich mein Studium ohne KiTa nicht fortführen können – Hartnäckigkeit hat sich hier ausgezahlt.
Über meinen Alltag als Studentenmama berichte ich in meinem neuen Blog – ich würde mich freuen, wenn du vorbei schaust.
Danke! Deinen Blog schaue ich mir natürlich gern an!
Liebe Grüße!
Deine Post sind alle sehr lesenswert. 😉
Ich habe studiert und hatte auch eine richtig gute Anstellung, habe mich aber bewußt gegen meine Arbeit entschieden und für mein Non-working-Mom-Dasein. Und schäme mich mal so gar nicht dafür.
Was das Betreuungsgeld angeht, hast Du Recht. Blödsinn. Auch für mich. Aber ich sehe es zumindest als Symbol dafür, dass Diversifikation in den Köpfen geschaffen wird. Und das ist gut.
Besten Gruß
Arlene von http://www.familienjahr.blogspot.de